Gedanken über Geld und was mir wertvoll ist
Mittwoch, 08.06.2022 Leben & Alltag ReisenHallo!
Viel ist passiert in der letzten Zeit. Soviel, dass ich tatsächlich monatelang nicht zum Schreiben kam. Zum einen flog Lukas über Europa und die Sahara bis zu mir nach Ghana. Wir reisten an der Küste entlang und besuchten Burgen, Strände und den Ankasa Regenwald, wo es unglaublich große Lichtungen mit Bambusstauden gab, die wie Zelt den Ort bedeckten. Nach einer sechsstündigen Wanderung durch den Wald, wo wir so unglaublich viele verrückte Pflanzen bestaunten, ging's zurück. Eines der tollsten Erlebnisse war auf einem Motorrad mitzufahren, während links die Gummibaumplantagen und rechts die Kakaobäume vorbeiziehen. Unsere Motorradfahrer kamen mir sehr professionell vor, weil sie in aller Seelenruhe über steile Wege oder Straßen mit sehr tiefen Pfützen fuhren und trotzdem nie die Nerven verloren... Manchmal bin ich froh in dem Moment, nicht über alles nachzudenken, was passieren könnte... generell durfte ich bei meinen Gesprächen mit Freunden und Bekannten lernen, dass viele Ghanaer eine unglaubliche mentale Stärke besitzen. Ich hab selten so wenig Panik, Sorge und Stress erlebt.
Ich hab ein bisschen darüber nachgedacht und auch nachgefragt, woran das liegen könnte, um von ihnen zu lernen. Dabei erzählte mir Adiza, eine Freundin, bei der ich eine kleine Zeit wohnen durfte und die selbst sehr viel durchgemacht hat, dass viele Einstellungen um zu überleben von klein auf trainiert werden. So wird man z.B. dazu erzogen geduldig zu sein und man bekommt beigebracht, etwas tun zu müssen, damit man überlebt. Außerdem ist Höflichkeit und Freundlichkeit sehr wichtig, da man nie weiß, was morgen kommt.
Und tatsächlich passt das sehr zur Lebensrealität... denn es könnte jeden Tag etwas passieren, wo man plötzlich andere braucht, um wieder auf die Beine zu kommen. Ich glaube, dort wo ich herkomme, vergessen das die Menschen öfter. Wir haben meist genug Geld, um uns vielfältig abzusichern, aber was ist mit den Dingen, die man nicht mit Geld bezahlen kann? Ein anderer Punkt, der mir auffiel, ist, dass viele Menschen in Ghana sich weniger Ablenkung aussetzen. In Deutschland gibt's unglaublich viele Entscheidungsmöglichkeiten und Dinge, mit denen wir praktisch und gedanklich unsere Freizeit ausfüllen… Sicher hat das seine guten Seiten, aber ich kann mich kaum an einen Tag in Deutschland erinnern, an dem ich nur gefastet habe, in dem ich komplett zur Ruhe gekommen bin und mal ganz allein war, ohne mich mit Netflix & Co abzulenken. Ich hab mich persönlich nicht besonders oft aufs Wesentliche konzentriert und das möchte ich gern ändern. Ich glaube, dass die Menschen hier oft viel näher am Wesentlichen und am Leben dran sind als ich es je vorher war. Adiza hat mal gesagt: "If people have plenty money, every bullshit becomes important." Und irgendwie steckt da für mich ganz viel drin...
Wenn ich Geld hab und es nicht weise investier', kann es schnell passieren, dass selbst unnötige Dinge wichtig werden, weil ich mir so viel kaufe.
Ich glaube sogar, dass ich eine lange Zeit gar keine Ahnung hatte, was überhaupt für mich nötig ist. Nach Monaten ohne Leitungswasser, nach Monaten ohne Internetshopping, nach Monaten fast ohne Milchprodukte kam ich zu der Erkenntnis, dass ich mich nicht in Not fühle. Komisch. Früher hatte ich schon gedacht, dass es nicht anders geht. Ich hatte es praktisch nicht hinterfragt.
Nicht, dass ich das aufgezählte nicht schätze, aber ich weiß, dass ich im Zweifel auf vieles verzichten kann und das gibt ganz viel Freiheit. Ich hab mir auch in Zukunft vorgenommen, mir immer wieder diese Frage zu stellen: Was brauche ich?
Denn ich will mein Leben nicht mit Nebensächlichkeiten zu müllen. Wenn ich mich an meine Vergangenheit erinnere, dann sind die Dinge, die für mich heute noch wertvoll sind, jene, die ich mit Liebe und Leidenschaft getan habe. Ich selbst bin unglaublich ersetzbar. Es wär völlig egal, ob ich Klos putze oder als CEO für ein Unternehmen arbeite, denn meine Arbeitskraft ist auf beiden Positionen ersetzbar... denn letztlich zählt jede Geste, jedes Wort, jede Handlung, die ich mit Liebe im Herzen getan habe. Alles andere hat für mich auf lange Zeit keinen Wert. Ich glaube, mein Ziel im Leben ist nicht einfach nur glücklich zu sein. Ich möchte lieben und aus der Liebe heraus handeln, auch wenn's mich nicht immer glücklich macht. Meiner Meinung nach gibt esn wichtigeres als mein persönliches Lebensglück und Wohlbefinden. Ich mein, wenn Menschen wie Martin Luther King (= Kämpfer für die Gleichberechtigung der afroamerikanischen Bevölkerung in den USA) gesagt hätten: "Mein Ziel im Leben ist es einfach nur glücklich zu sein", dann würden wir ihn heute nicht kennen... wir kennen langfristig keine "einfach nur glücklichen" Menschen, sondern jene, die Spuren hinterlassen haben. In diesem Sinne gehe ich einfach meine nächsten Schritte...